Die Wied und der Hochwasserschutz

Station 06 - Irlich Rheinufer Wiedmündung | Rheinufer-Wiedmündung, Neuwied/Irlich

Die Wied - das Hauptgewässer des Westerwaldes

An dieser Stelle mündet die Wied in den Rhein. Die Wied bildet zusammen mit ihren Nebenbächen das Hauptgewässersystem des Westerwaldes. Sie entspringt ca. 454 m über dem Meeresspiegel nahe der Ortschaft Dreifelden und fließt durch den Dreifelder Weiher zunächst in nordwestliche Richtung.

Nach der Einmündung des Ingelbaches ändert sie ihre Fließrichtung nach Südosten und fließt nach einer zweiten Kehrwende auf der Höhe von Neustadt / Wied von Norden in relativ gerader Richtung nach Süden, bis sie in Neuwied in den Rhein mündet.

Die Lauflänge der Wied von der Quelle bis zur Mündung beträgt ca. 102 km, obwohl die Quelle nur etwa 50 km von der Mündung entfernt ist.

Das Einzugsgebiet der Wied befindet sich zu 99 % innerhalb Rheinland-Pfalz und umfasst dort eine Fläche von ca. 767 km2. Das Sohlgefälle beträgt im Oberlauf bis zum Pegel Seelbach 0,8 %, im Mittellauf bis zum Pegel Friedrichsthal erfährt es nur eine geringfügige Änderung. Die bedeutendsten Nebenflüsse sind linksseitig Holzbach und Aubach, rechtsseitig Mehrbach und Pfaffenbach.

Die mittlere jährliche Niederschlagshöhe im Wied-Einzugsgebiet beträgt 895 mm. Die Unterschiede in den mittleren Niederschlagshöhen zwischen Oberlauf- und Unterlaufgebiet sind beträchtlich. Die Wasserführung ist im Vergleich zu anderen rheinland-pfälzischen Flussgebieten als ausgesprochen ausgeglichen anzusehen.

Blick von der Rabenley bei Neustadt (Wied) in das Wiedtal

Der Wiedweg - von der Quelle zur Mündung

Der Wiedweg wurde im Jahr 2007 vom Westerwaldverein e.V. neu markiert und ausgeschildert. Bereits 1992 wurde ein Wanderweg entlang des bedeutendsten Flusses des Westerwalds markiert. Mit der Neugestaltung des Wegeverlaufs wurde der ursprüngliche Weg gezielt durch die fast unberührte Flusslandschaft des oberen Westerwalds geführt.

Der über 100 km lange Wanderweg beginnt an der Wiedquelle in Linden, am Dreifelder Weiher und verläuft weitgehend entlang der Wied.

Besondere Erlebnisse sind hier beispielsweise das Naturschutzgebiet Oberes Wiedtal mit zahlreichen geschützten Tier und Pflanzenarten. Im Mittleren Wiedtal wird das Tal enger und steile Felswände rücken an den Fluß heran. Hier belohnt mancher Aufstieg mit spektakulären Ausblicken über die Region.

Das besondere Wandererlebnis entlang des Wiedwegs wurde 2009 durch die Zertifizierung als Qualitätsweg Wanderbares Deutschland durch den Deutschen Wanderverband ausgezeichnet.

Link:
www.westerwaldverein.de/Wanderwege.html

Der Neuwieder Deich entlang der Wied und der Firma Rasselstein

Die Stadt Neuwied wurde vor dem Deichbau von Hochwassern heimgesucht, die bei großen Ereignissen das Leben in der Stadt fast völlig zum Erliegen brachten. Die Karte aus dem Jahr 1927 zeigt mit den blau eingefärbten Bereichen, dass hiervon große Teile der Stadt betroffen waren. Dies führte 1928 zum Bau der Neuwieder Deichanlage.

Bei Hochwasser ist für die Stadt Neuwied nicht nur der Rhein zu beachten, sondern auch dessen Nebengewässer, die Wied. Steigt der Rheinpegel, so steigt auch der Wasserspiegel der Wied. Zudem kommen auch Hochwasserereignisse der Wied, die unabhängig vom Rheinpegel entstehen können.

Für einen umfassenden Hochwasserschutz der Stadt Neuwied mußten auch Schutzmaßnahmen im Unterlauf der Wied ergriffen werden.

Im Bereich der Wiedmündung verläuft damals wie heute die hochgelegene Eisenbahnstraße Köln - Ehrenbreitstein, durch die zur Abdichtung ein Tonkern hindurchgeführt wurde. Die Straße, die heutige B 42, hob man gleichzeitig auf die Höhe der Wiedbrücke Irlich an.

In der Nähe der Unterführung "Am Schlosspark" wurde die heutige Bundesstraße mit einem Deichtor versehen, welches die Feuerwehr bei Hochwasser verschließen kann.

Nach Norden hin stellte die Trasse der Hafenanschlußbahn des Rasselseinwerks einen weiteren nicht überbaubaren Einschnitt in den Deich dar. Auch hier wurden Deichtor eingerichtet, die sich im Hochwasserfall über die Eisenbahntrasse einschieben lassen.

Die Wied verlief damals im Bereich der Firma Rasselstein in einem weit größeren Bogen. Da das Werk das Gelände innerhalb des Bogens, auf der damals noch Irlicher Uferseite, für spätere Betriebserweiterungen benötigte, kam von dort der Vorschlag, den Verlauf der Wied zu begradigen.

Die Wied wurde für den Hochwasserschutz durch einen 18 Meter tiefen Felseinschnitt umgeleitet.

Oberhalb dieses Durchstiches genügt entlang des Werks Rasselstein nun eine geringfügige Erhöhung bzw. eine geringfügige Verbreiterung der vorhandenen Ufermauer, um den Deichschutz der Stadt sicherzustellen.

Der Deich mußte für den Hochwasserschutz bis in den heutigen Stadtteil Neuwied-Niederbieber verlängert werden.

Der Einlauf des Hammergrabens, der das Werk Rasselstein mit Wasser versorgt, mußte zudem mit einem kontrollierbaren Einlaß versehen werden.

  • 1929 wird die Wied für den Hochwasserschutz verlegt. Durch einem 18 Meter tiefen Einschnitt wird der Wasserlauf begradigt. Das Werk Rasselstein erhält dadurch gleichzeitig neue Betriebsflächen.
  • Entlang des Werks Rasselstein stellt die Ufermauer den Hochwasserschutz dar.
  • Die Hafenanschlußbahn des Werks Rasselstein stellt einen tiefen Einschnitt in den Erddeich an der Wied dar. Bei Hochwasser wird dieser durch schwere Stahltore verschlossen.
  • Der Hafen der Firma Rasselstein an der Wiedmündung bei Hochwasser.
  • Nur bei extremen Hochwassern wie 1993 ist das Verschließen der B42 im Bereich des Stadtteils Irlich bzw. der Wiedmündung erforderlich. Die Fahrbahn hat hierfür eingelassene Anker, die die Schutzwand halten.

Das Walzwerk Rasselstein

Der Hafen an der Wiedmündung ist Lager für das Vormaterial (Warmband in Coilform) der Produkte des "Rasselstein". Gleichzeitig werden fertige Bleche für die Autoindustrie auf Binnenschiffe verladen.

Bereits im 17. Jahrhundert war etwas oberhalb der Wiedmündung ein Werk zur Eisenbearbeitung entstanden. 1733 baute der Graf zu Wied hier sein neues Eisenwerk, welches 1760 an H. W. Remy überging. Dies war die Geburtsstunde des Rasselsteins, mit Walzwerken an der Wied und in Andernach.

Die Wied wurde als Kühlwasserlieferant und als Antrieb für Hammerwerke (Vorläufer der Walzwerke) oder zur Stromerzeugung genutzt. Die Seitenarme der Wied, zu einem "Hammergraben" zusammengeführt, fließen hier im Hafen wieder zusammen. Der Hafen war der Anlieferort für Holz, Kohle und weitere Materialien der Rasselstein-Gruppe. Diese wurden mit der werkseigenen Eisenbahn oder mit kleinen Schleppern auf dem Hammergraben transportiert. Dieser Transportweg wurde mit dem Bau des Deiches unmöglich.

Heute wird im Hafen an der Wiedmündung im Wesentlichen Blech für die Autoindustrie in Südwest-Europa auf Schiffe verladen.

Quellennachweis:
Deichamt, Servicebetriebe Neuwied
Firma Rasselstein
errichtet vom
Förderverein Neuwieder Deich e.V.
www.deichinfo.de