Der Erddeich Engers und die Kronprinzenbrücke

Station 19 - Aufgang Erddeich Engers | Rheinufer Rad und Fußweg, 56564 Neuwied

Die Kronprinzenbrücke

Die "Kronprinzenbrücke" oder auch "Kronprinz-Wilhelm-Brücke" ist heute die einzige der mächtigen Eisenbahn-Rheinübergänge, die in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts am Mittelrhein entstanden sind.

Militärstrategische Gründe führten zum Bau. Zusammen mit den parallel entstandenen Trassen zum Neuwieder Bahnhof bzw. dem Lützeler Güterbahnhof sollte eine zweigleisige Hauptbahn am rechten Moselufer realisiert werden. Aufgrund des Ersten Weltkrieges wurde diese nie vollendet.

Im April 1916 begann die preußische Staatsbahn mit deme Bau. Am Südende des Neuwieder Bahnhofs erfolgt die Anbindung der Brückenstrasse, die zunächst parallel zur rechten Rheinstrecke verläuft, um dann hinter dem Stadtteil Block in weitem Rechtsbogen zum Rhein zu führen. Am 15. August wurde die Brücke offiziell dem Verkehr übergeben.

Ab dem 1. Oktober 1918 verkehrten täglich vier Zugpaare mit zunächst zwei, später sechs bis acht Personenwagen über die Brücke.

Der Brückensteg wurde vom Verkehr der Ortschaften der Bürgermeisterei Engers und des Landkreises Koblenz genutzt.

1921 stellte die Eisenbahndirektion Köln den Personenverkehr über die Kronprinzenbrücke ein, da der Streckenabschnitt zu stark mit Güterzügen belegt war. Zum Ausgleich wurde der Personenverkehr von und nach Koblenz über die rechte Rheinstrecke verstärkt. Erst mit dem Sommerfahrplan 1925 wurde der Personenverkehr über die Brücke wieder aufgenommen.

Der Verkehr über die Kronprinzenbrücke nahm in den folgenden Jahren erheblich zu. Bis in die vierziger Jahre überquerten an Werktagen 8 Schnell- und Eilzüge, 24 Personenzüge und ca. 70 Güterzüge die Brücke.

Am 9. März 1945 wurde die Kronprinzenbrücke im Zweiten Weltkrieg durch Pioniere der Wehrmacht gesprengt. Bereits 1947 begann ihre Wiederherstellung als zunächst eingleisige Brücke. 1948 wurden die Arbeiten aus wirtschaftlichen Gründen vorläufig eingestellt.

Erst im Herbst 1952 begannen die Bauarbeiten erneut. Rationalisierungsüberlegungen führten zum Entschluss, die Brücke zu einem späteren Zeitpunkt wieder zweigleisig auszubauen. Zunächst wurde nur der Mittelteil als vier Öffnungen durchlaufender parallelgurtiger Fachwerkträger hergerichtet. Die eigentliche Montage begann 1953 und zog sich bis 1954 hin.

Im Mai 1954 wurde die "neue" Brücke offiziell dem Verkehr übergeben. Aufgrund einer Forderung der Alliierten erhielt die Brücke einen Fahrbelag für bis zu 80 Tonnen schwere Ketten- und Räderfahrzeuge.

Am 25. August 1956 entwickelte sich auf der Brücke ein Brand, der große Teile der Brücke beschädigte. Die Reparaturarbeiten gestalteten sich recht langwierig. Erst im Mai 1957 konnte der Zugverkehr über die Brücke wieder aufgenommen werden.

1961 begannen die Arbeiten zum endgültigen zweigleisigen Ausbau der Brücke, die im September 1962 abgeschlossen wurden. 1962 wurde die nunmehr zweigleisige Brücke offiziell dem Verkehr übergeben.

1963 wurde nach 18 Jahren auch der Brückensteg wieder eröffnet. Damit war nicht nur der Schienenstrang zwischen beiden Rheinufern vollständig wiederhergestellt, sondern auch ein schmaler Steg, der noch heute von Spaziergängern und Radfahrern genutzt wird.

Die Kronprinzenbrücke verbindet heute die beiden Rheinufer.
Die Kronprinzenbrücke ist heute eine zweigleisige Eisenbahnbrücke mit paralell verlaufendem Fuß- und Radweg.

Der Erddeich und der Hochwasserschutz im Stadtteil Engers

Das breite Neuwieder Becken wurde über Jahrmillionen vom Verlauf des Rheins geprägt. Noch zur Zeit der Römer wird der Rhein als mäandrierender Strom beschrieben, der in weiten Schleifen durch das Tal verlief.

Der heutige Fluss wurde seither immer wieder begradigt und als Wasserstraße ausgebaut. Der Bedarf an Acker- und Siedlungsland führte zudem dazu, dass viele Auen und Altarme des Flusses, die nur zeitweise vom Wasser überflutet waren, urbar gemacht wurden.

Bereits vor dem 18. Jahrhundert haben die Bewohner von Engers den alten Rheinarm, die sogenannte Schleyd unterhalb der Ortschaft Engers, vom Rhein abgetrennt. Um ihre dort liegenden Felder vor Überschwemmungen zu schützen, wurde ein rd. 500 m langer rheinparalleler Querdamm errichtet.

Im Laufe der Zeit, insbesondere nach Hochwasserereignissen wurde dieser Damm immer wieder verstärkt und erhöht.

Der Deichkörper besteht aus Lehmboden, der durch Abgrabung des wasserseitigen Geländes gewonnen wurde. Diese Geländevertiefung ist noch bis heute zu erkennen.

Mit dem Bau der Neuwieder Hochwasserschutzanlage von 1927 bis 1931 wurde der Engerser Deich nochmals ertüchtigt und auf das Schutzniveau des Hochwassers von 1926 erhöht.

Im Jahre 1984 wurde in Deichachse eine 15 m tiefe Dichtwand eingebaut, um die Unter- und Durchströmung des Deiches zu vermindern. Die "Schled" oder "Schleid(t)" ist der historische Name eines nacheiszeitlichen Rheinarmes, der unter der Kronprinzenbrücke vom heutigen Rheinbett abzweigte, im flachen Bogen landeinwärts und parallel zur Engerser Landstraße, der Verbindungsstraße von Neuwied zum Ortsteil Enger verlief. Bereits 1261 wird von einem isenburgischen Lehnsgut "in der sleidin" berichtet.

Auf Höhe des heutigen Dyckerhoffwerks verzweigte sich der Rheinarm und floss teilweise wieder in den Rhein zurück. Der größere Teil der Wassermassen strömten durch das sogenannte Lagenfeld, dem heutige Luisenplatz und der Langendoferstraße, bis in die Wied in der Nähe der Mündung in den Rhein.

Solche Rheinarme sind noch auf beiden Seiten des heutigen Rheinbetts anzutreffen. Auf der Neuwieder Seite befindet sich weiter landeinwärts flache Geländmulden die sogenannten Seepüttel und der Meerheck, deren Name aus dem 13. Jahrhundert auf das Vorhandensein großer Wasserflächen hindeutet.

Auf der gegenüberliegenden linksrheinischen Seite befindet sich der alte Rheinarm, der von Kesselheim her am Fuß der Bubenheimer Höhe zwischen Kaltenengers und Urmitz wieder in den Hauptstrom mündet.

  • Der Erddeich in Engers durchläuft die Kronprinzenbrücke.
  • Blick von der Kronprinzenbrücke auf den Erddeich Engers.
  • Die Kronprinzenbrücke beim Hochwasser 1993.
  • Der Deichquerschnitt mit einer Dichtwand in der mitte des Deiches die 1984 errichtet wurde und Grundwassermessstellen zur Kontrolle des Grundwasserzuflusses bei Hochwasser. Der Deichkörper ist als homogener Deich aus lehmigen Böden hergestellt.
  • Topographische Karte mit alten Rheinarmen aus "Albert Meinhardt, 1955: Von Großen Gewässern in Alt Neuwied - was man unternahm und Unterließ".
  • Der Engerser Deich ist rd. 800 m lang und 5,0 m hoch. Im unmittelbaren Schutzraum befinden sich das Engerser Feld und die Trinkwassergewinnungsanlagen des Kreiswasserwerks.
  • Beim Bau der gesamten Hochwasserschutzanlage in Neuwied wird auch der "Alte Engerser Deich" verstärkt.
  • Der höher auf dem Rheinufer liegende Stadtteil Engers ist nur teilweise vom Hochwasser betroffen. In den Rheinnahen Straßen ist dennoch der Stegebau erforderlich.
Quellennachweis:
Deichamt, Servicebetriebe Neuwied
Als der Kaiser noch mit der Eisenbahn fuhr;
Die Kronprinzenbrücke Engers-Urmitz; Moritz, J.; Engers
errichtet vom
Förderverein Neuwieder Deich e.V.
www.deichinfo.de